Beweggründe

Wie ich bereits anfangs sagte, betreibe ich zusammen mit meiner Familie seit über dreißig Jahren ein Hotel in Worms.

Wie die meisten Unternehmer mache ich mir immer wieder Gedanken, wie ich die Arbeitsabläufe in meinem Unternehmen optimieren kann. Macht das ein Unternehmer nicht, verliert er den Wettbewerb um Kunden und geht in Konkurs. Für Behörden und deren Organisation gilt das nicht, für das Bestehen reicht Dienst nach Vorschrift. Es besteht kein Anreiz, das System zu ändern. Als Resultat haben wir mit der Arbeitsvermittlung eine Behörde, welche sich zur Arbeitslosenverwaltung eignet, nicht aber zur Stellenvermittlung. Weil die Arbeitslosigkeit uns alle viel Geld kostet, ist doch wohl die Frage berechtigt: Kann man das nicht besser machen? Was kann die Arbeitsvermittlung, was kann sie nicht?

HIER, WAS SIE NICHT KANN:

Sie kann keine Künstler vermitteln, Sänger, Schauspieler oder Musiker, das hat man dort schon lange aufgegeben.
Sie kann keine Fußballspieler vermitteln, auch zu kompliziert.
Sie kann keine Spitzenkräfte vermitteln, sie duldet daher 8000 sogenannte Headhunter.
Sie konnte selbst keine Reinigungskräfte vermitteln, als ein Berliner Unternehmer 100 Arbeitskräfte in Vollzeit a 8,50 € die Stunde, übliche Sozialleistungen, suchte. Von 150 Bewerbern blieb eine einzige Person!
In einem weiteren Fall konnten sie keinen Arzt vermitteln.
Trotz großen Ärztemangels war dieser Mann 6 Jahre arbeitslos. Ich selbst habe diesen Mann vermittelt. Wenn er sich auf das Amt verlassen hätte, wäre er wohl bis ans Ende seiner Tage ein Sozialfall geblieben. Auch fand ich heraus, dass ein Arbeitsplatz dieser Art mit 2000,- € pro Monat, 24.000,- € pro Jahr von der Ärztekammer gefördert wird! Das wusste man beim Amt natürlich nicht.
Da fragt man sich, woher nimmt sich diese Agentur die Frechheit, sich als individuell, kompetent, zeitnah und kostenfrei zu bezeichnen?

Individuell?

Wenn ein Vermittler alles, was Müller heißt, betreut, egal ob Schreiner, Elektriker oder Schuster, was bitte ist daran individuell?

Kompetent?

Wenn wir ca. 330 Lehrberufe haben, der Betreuer aber alles, angefangen von A wie Anstreicher bis Z wie Zuckerbäcker betreut, wie kann er denn da kompetent sein?
Man ist nicht zeitnah, nur weil man einen Computer im Büro hat. Bessere Systeme zur Vermittlung gibt es schon lange, Beispiel USA, wo Agenturen sich auf bestimmte Berufsgruppen konzentrieren.

Kostenfrei?

Wenn, wie im oben geschilderten Fall, von 150 geschickten Arbeitskräften nur eine Person bleibt, so ist das teuer und nicht kostenfrei. Bei 20 Minuten pro Bewerbungsgespräch, sind das 50 Stunden Arbeitsaufwand für eine eingestellte Arbeitskraft.
Kosten: 50 Stunden für einen Leitenden Angestellten a 50,- € die Stunde = 2500,- €.
Dass es besser geht, bewies die Agentur dann, als Sie von dem Unternehmer, welcher bereits 1000 Leute beschäftigt, im Fernsehen öffentlich für ihr Versagen angeprangert wurde. Dann hatte er auf einmal seine 100 Arbeitskräfte!
Müßig zu sagen, wenn ich mich als kleiner Hotelier wegen einer Arbeitskraft ans Fernsehen gewandt hätte, hätte man mir wohl gesagt, ich solle das meinem Friseur erzählen.

Fazit:

Bei 3 Millionen Arbeitslosen und 1 Million offenen Stellen brauchen wir Profis und keine Amateure. Die sind am Ende billiger, denn Arbeitslosigkeit ist teuer für uns alle. Folgen der Arbeitslosigkeit sind nicht nur ein geringeres Einkommen, sondern viel schlimmer, sozialer Abstieg in unserer Leistungsgesellschaft, Scheidung und auch Selbstmord. Daher ist jeder einzelne Arbeitslose welcher wegen dieses untauglichen Systems nicht vermittelt wird, einer zu viel.
Nach so viel Kritik ist die Frage nun berechtigt: Wie kann man es besser machen? Hier die Antwort!
Man teilt die Arbeitslosen in Berufsgruppen und der Betreuer kann dann kompetent sein, weil er nur ca. 10 verwandte Berufe betreuen muss. Außerdem kann sich dieser Vermittler aus seiner Gruppe von Arbeitslosen noch einen oder mehrere Berater suchen, dann wäre das optimal. Wenn Fernsehreporter über Sport berichten, haben sie oft einen Experten der Sportart zur Seite, damit die Reporter sich nicht blamieren. Sie können ja nicht in jeder Sportart Experte sein.
Man müsste den Vermittlern einen Bonus zahlen für erfolgreiche Vermittlung, Anreize schaffen. Das ließe sich sogar auf freiwilliger Basis machen, nach der Devise: Wer Arbeitslosigkeit verwalten will, bleibt wo er ist. Wer sich höher qualifizieren will zur Vermittlung, bekommt zusätzlich zu seinem Gehalt eine Prämie pro Vermittlung. Auf meine Vorschläge hat das Arbeitsamt nicht reagiert. Um das System zu ändern, müssen aber die Verantwortlichen wach gerüttelt werden. Es geht nur, wenn diese Leute von den Geschädigten in die Pfanne gehauen werden. Meine Samthandschuhe haben leider versagt, und wie sagt der Reiter: „Wenn das Pferd nicht auf Schenkeldruck reagiert, muss man die Peitsche nehmen!“ Daher halte ich die Benotung der Arbeitsvermittlungen für einen guten Weg, um diese Leute zur Einsicht zu bringen.